Hallo,
ich hab mal vor fast 20 Jahren, ich glaube es war 1993, aus Überzeugung mit Linux angefangen, damals auf einem 486er Notebook und eine Distribution, die nannte sich Slackware oder ähnlich. Man musste einige Hürden nehmen, um ein System zu bekommen, bei dem manches von dem, was auf anderen Systemen normal war, ebenfalls zufriedenstellend lief. Zum Beispiel erinnere ich mich an eine PCMCIA-Ethernet-Karte, die nur dank der freiwilligen Bastelei von irgendwelchen, mir völlig unbekannten Leuten in Betrieb genommen werden konnte. Unter Windows (3.11? 95?) lief die Karte Out-of-the-Box. Dafür bekam man andere Nettigkeiten wie die Bash, Pipes etc. Und man war sicher, Teil einer Bewegung gegen proprietäre, kostenpflichtige und dazu auch noch schlechtere Software zu sein. Und die kleineren (und größeren…) Mankos, die würden schon im Laufe der Zeit wettgemacht.
Jetzt haben wir 2011 und geändert hat sich - nichts. Außer dass Windows wesentlich besser geworden ist. Aber wenn ich mir so openSuSE 11.4, 12.1, Ubuntu, fedora, Debian oder ArchLinux anschaue, die ich mir alle in den letzten Wochen mal installiert habe, sei es direkt auf der Hardware oder in einer VMWare, dann verzweifle ich an der Vernunftbegabtheit der Menschen. Ständig wird etwas Neues entwickelt ohne das Alte fehlerfrei fertiggestellt zu haben. Und wieder beginnt die Bastelei von vorne. Sei es systemd, Gnome 3 oder sonst was, irgendwie scheint mir, nimmt es kein Ende. Wieder muss man nächtelang rumfummeln, um Programme ans Laufen zu bekommen, wieder muss man irgendwann einsehen, dass VMWare 7 oder QLandkarte einfach nicht laufen, weil deren Entwickler wieder nicht Schritt gehalten haben mit der Entwicklung des Kernels und seiner Bibliotheken oder des notwendigen Compilers dafür oder umgekehrt und vice versa. Ja, jetzt habe ich SuSE 12.1 mit einem schicken Gnome 3 Desktop aber bitte, wer wird denn erwarten dass Empathy mit MSN kann? QLandkarte mus bei mir in einer Windows 7 VMWare (8!) laufen, denn dort funktioniert das, einfach nur durch Installation. Ja, das gibt es, das man Software einfach nur installiert und dann funktioniert sie. Ohne Gerätetreiber händisch per Symlink anzupassen. Chatten tue ich übrigens weiter auf dem iPhone, denn dort gibt es Multiprotokoll-Clients, die auch mit MSN funktionieren.
Ich tendiere dazu, mir doch wieder proprietären Sch… zu installieren, einfach weil ich weniger Zeit damit verschwenden muss. Dafür zahle ich auch gerne was. Ich zahle auch gerne Entwicklern freier Software was, wenn ich dafür sicher sein kann, dass ich nach dem x-ten Update nicht wieder irgendwelche libxyz.so Dateien anders nennen muss, damit meine Software weiter läuft und ich nicht Nächte in irgendwelchen Foren verbringen muss, auf der Suche nach Leidensgenossen, bis irgendwann ein findiger Hack oder sogar ein offizielles Update die Lösung - und neue Probleme bringt.
MIch würde mal interessieren, ob ich damit alleine stehe oder es noch mehreren so ergeht. Oder gehe ich - auch nach 20 Jahren - falsch an die Sache ran?
Schönen Gruß
Uwe