nur mal so in den raum gestellt, einen artikel von sascha lobo:
Pöbler an die Maus!
Die ständige Forderung nach digitaler Höflichkeit nervt, findet Sascha Lobo. Denn mit dem Kampfruf “Schmähkritik!” schaffen es Unternehmen, Kritiker im Internet mundtot zu machen. Ein Plädoyer für eine vernünftige Beleidigungskultur im Netz.
Abgesehen von der Strafbarkeit solcher Handlungen (die ich in dieser Form ebenfalls entbehrlich finde, zumal solche Sachen, wenn sie im Netz stattfinden, so gut wie nie geahndet werden), zäumt Lobo meiner Ansicht nach das Pferd von der falschen Seite auf; eine gute Diskussionskultur findet immer vor allem inhaltlich statt, die Form ist lediglich der Übermittler von Gedanken und hat deshalb bestimmten Standards zu entsprechen. Zu argumentieren, dass Dieter Bohlen ja schließlich auch öffentlich über Minderjährige herzieht und dies deshalb bitteschön jedem frei zu stehen hätte, ist eine Querverbindung, die zahlreiche Aspekte einer wie auch immer gearteten Kommunikation außer acht lässt - da hilft es auch nichts, dass Lobo mit Schriftstellern argumentiert, die irgendwann mal in einer schwachen Stunde eine flapsige Meinung kund getan haben.
Tatsächlich zeichnet sich eine schlechte Diskussionskultur oft dadurch aus, dass man mit verschiedenen Mitteln versucht, vom eigentlichen Thema abzulenken. Dieser Trick ist nicht neu. In der “Eristischen Dialektik” von Schopenhauer (Untertitel: “Die Kunst, Recht zu behalten”) wird z.B. darauf hingewiesen, dass eine Ablenkung von einem Thema meist gelingt, indem man sein Gegenüber einfach beleidigt oder sonstwie herabwürdigt. Dieser Kunstgriff lässt sich im Netz häufig beobachten, und üblicherweise bezeichnet man Menschen, die selbigen anwenden, schlicht als “Troll”.
Am 16/02/11 16:36, schrieb gropiuskalle:
>
> Abgesehen von der Strafbarkeit solcher Handlungen (die ich in dieser
> Form ebenfalls entbehrlich finde, zumal solche Sachen, wenn sie im Netz
> stattfinden, so gut wie nie geahndet werden)…]
Dürfte auch daran liegen, dass es den StaatsanwältInnen in der Regel
nicht angemessen erscheint, so etwas auf Kosten des Staates zu verfolgen
und auf den Privatklageweg verweisen: http://bundesrecht.juris.de/stpo/__376.html http://bundesrecht.juris.de/stpo/__374.html
Dann kann das vermeintlich beleidigte Wesen auch gleich den
Zivilrechtsweg wählen, wenn es genug Lust, Zeit und Geld für so etwas
übrig hat…
>
> Tatsächlich zeichnet sich eine schlechte Diskussionskultur oft dadurch
> aus, dass man mit verschiedenen Mitteln versucht, vom eigentlichen Thema
> abzulenken…]
Jau!
Siehe auch (unter Verweis auf den bereits erwähnten Schopenhauer):
de.Wikipedia: Kunstgriffe # 38. Ad personam http://de.wikipedia.org/wiki/Kunstgriffe#38._Ad_personam
ja, ich stimme euch beiden, pistazienfresser & gropiuskalle, zu. hatte
diesen artikel hier eingebracht, weil es auch in diesen listen / forums ab
und zu unschöne auseinandersetzungen gibt. glücklicher- (und eigentlich
erstaunlicher-) weise sind die aber recht selten.
zum einen denke ich, daß man eine etwas lockerere umgangsweise als im
förmlichen schriftverkehr ruhig akzeptieren kann, doch diskussionen auf
eine emotionale ebene zu ziehen bedeutet, daß einem die argumente
ausgegangen sind – vor allem in technischen forums wie hier.
Sehe ich auch so - solche Umgangsformen sind einfach bezeichnend. Und ich habe wirklich nichts gegen eine etwas lockerere Ausdrucksweise, wir sind ja nicht aus Zucker.
Allerdings bin ich persönlich mit dem Tonfall, der hier herrscht, höchst unzufrieden… natürlich gibt es wesentlich schlimmere Beispiele, man muss sich nur mal die Kommentare bei heise.de ansehen - aber von den Linux-Foren, die ich regelmäßig besuche, ist forums.opensuse.org sicherlich dasjenige, welches am inkonsequentesten moderiert wird (diese Einschätzung bezieht sich aber ausschließlich auf die englischsprachigen Unterforen). Trolle haben hier wirklich leichtes Spiel und immer eine warme Mahlzeit.
> Allerdings bin ich persönlich mit dem Tonfall, der hier herrscht,
> höchst unzufrieden… natürlich gibt es wesentlich schlimmere Beispiele,
> man muss sich nur mal die Kommentare bei heise.de ansehen - aber von den
> Linux-Foren, die ich regelmäßig besuche, ist forums.opensuse.org
> sicherlich dasjenige, welches am inkonsequentesten moderiert wird (diese
> Einschätzung bezieht sich aber ausschließlich auf die englischsprachigen
> Unterforen). Trolle haben hier wirklich leichtes Spiel und immer eine
> warme Mahlzeit.
ich weiß nicht, strikte moderation ist eine zweischneidige sache. um den
umgangston immer unter einer gewissen schmerzgrenze zu halten, muß man
dann in kauf nehmen, daß von zeit zu zeit auch beiträge wegmoderiert
werden, die eigentlich gar nicht bös gemeint waren, nur ungeschickt
formuliert, oder daß der eindruck entsteht, die moderatoren wollten ihre
eigene meinung dem rest des publikums aufzwingen.
ich halte es für besser, in grenz- oder zweifelsfällen eine liberalere
entscheidung zu treffen und es der mehrheit der forms-teilnehmer
zuzumuten, durch den gebrauch von “delete-” oder “ignore-” knöpfen selber
zu entscheiden, wen sie ausblenden möchten. persönlich bin ich mit der
moderations-politik hier (und auch in den englischen foren) sehr zufrieden.
Hm, solche Beiträge sind mir noch nicht aufgefallen - ich glaube, derlei sollte man schon differenzieren können, wenn man in Foren herumhängt. Ich beziehe mich auf Beiträge, die vielleicht nicht unbedingt einen Einzelnen direkt attackieren (wobei hier auch das nicht selten zu finden ist), sondern ganz bewusst provokant formuliert sind. Um mal ein Beispiel zu nennen: es ist hier kein Problem, sich so richtig abfällig über Ubuntu zu äußern und deren Nutzern zu unterstellen, dass sie ein Linux mit einer möglichst primitiven Verpackung bevorzugen. Ich bin nun wirklich kein Fan von Ubuntu, aber Vorbehalte sollte man schon begründen können und v.a. auf technische Aspekte beschränken.
Ich beobachte hier außerdem die Tendenz, dass Mitglieder, die sich hier schon länger (bzw. insgesamt regelmäßiger) aufhalten, sich einen wesentlich schärferen Tonfall erlauben dürfen als Frischlinge - da sind dann selbst seitenlange OT-Streitereien drin. Auch ist die Anzahl der “rants” hier ausgesprochen hoch. Klassischerweise beinhalten solche Themen null Information und mutieren innerhalb von Sekunden zu verbalen Schlachtfeldern.
Von “Wegmoderieren” halte ich grundsätzlich auch eher wenig, zumindest ist das Löschen von Beiträgen nur selten notwendig, aber man sollte durchaus aufzeigen, wann Grenzen überschritten werden.
Aufgezwungene Meinungen sind natürlich indiskutabel, aber eine wichtige Aufgabe von Moderatoren ist es, hinsichtlich des Umgangstons für einen gewissen Rahmen zu sorgen. Und dazu gehört, dass man Regeln durchsetzt. Genau das wird hier inkonsequent gehandhabt; einerseits geht die erzwungene Familienfreundlichkeit hier so weit, dass man nicht mal das ja nun doch vergleichsweise harmlose Wort “d@mn” schreiben kann, ohne zensiert zu werden, andererseits bleiben hämische und herablassende Kommentare oft völlig unkommentiert - abgesehen von den zahlreichen Beiträgen, die schlicht und ergreifend hinsichtlich der technischen Kompetenz daneben liegen, denn auch das ist ein Problem hier: man darf wiederum auf gar keinen Fall äußern, dass ein Beitrag blanken Unsinn enthält. Ich habe hier schon mehrfach Verwarnungen erhalten, weil ich deutlich hervorgehoben habe, wenn etwas faktisch falsch war. Die Differenzierung von Kritik an einer Person und an den Inhalt eines Beitrages wird hier häufig geschmäcklerisch gehandhabt.
Ich will nicht unfair sein und ich wünsche mir mit Sicherheit auch keinen Streichelzoo, aber meiner Beobachtung nach ist das Verhältnis von guten Beiträgen zu offtopics, Herumgetrolle und Inkompetenz hier kein sehr gutes. Was schade ist, denn es gibt hier trotz allem eine Reihe sehr fähiger Leute.
Eventuell spanne ich den thematischen Bogen aber auch gerade etwas zu weit. Ich habe ein ziemlich zwiespältiges Verhältnis zu forums.opensuse.org.
Ich kann zwar nur für den “deutschen Bereich” hier sprechen, aber hier wird zumindest nichts “wegmoderiert”.
Ausnahmen sind Beleidigungen oder grenzwertige Formulierungen die in die persönliche Ebene abrutschen. Tagsüber bin ich leider nicht so oft hier, aber wenn mir sowas unterkommt, wird radiert.
Im englischen Bereich ist es problematisch, weil etliche Kulturen aufeinandertreffen, und alle reden Englisch. Die Amis sind z.B. sehr pingelig, was den Tonfall angeht. Deutsche und Skandinavier nach meinem Eindruck eher etwas rauher. Das knallt dann manchmal, obwohl keiner es böse gemeint hat. Nun ist “Beleidigung” eben das, was der Beleidigte empfindet. Als Mod muss man dann ab und an jemandem vor den Bug schießen, der sich seiner “Schuld” gar nicht bewusst ist.
Hier im deutschen Teil ist es kulturell wesentlich homogener, deshalb haben wir die Probleme nicht in dem Umfang.
Zu S. Lobo: Er hat schon bessere Sachen geschrieben
Und wer einen wirklich guten Pöbler sehen will, dem empfehle ich Hendryk Broder
Sehr richtig.
Mir faellt dabei immer auf, das Leute die (ok, das ist jetzt alle ueber den Kamm geschoren) anonym surfen sich sicher fuehlen und dementsprechend handeln.
Deswegen sind Moderatoren sehr wichtig um die Spreu von der Saat zu trennen.
Ich bin nicht mehr so aktiv in Foren, abgesehen von hier, da die wo ich war schlimm waren. Es macht dann auch keinen Spass sich zu fetzen.
Von Argumenten kann man lernen und die eigene Meinung von der man ueberzeugt ist, kann ja auch falsch sein oder muss ueberprueft werden ob sie mit den Fakten uebereinstimmt.
Aber dieser Stil ist nun auch mehr in der oeffentlichen Diskussion zu beobachten, speziell in der Politik.
Das Niveau geht floeten und die Menschen werden mehr oberflaechlicher.
Es ist auch einer der Gruende warum ich meinen Namen geaendert habe. Aber das bin ich und ich bin eine Person.
Kann ich jetzt so nicht bestaetigen. Ich lebe in den USA und hab ansich gute Erfahrungen gemacht. Zumindest hat sich keiner Beleidigt gefuehlt. Allerdings, rein von der deutschen Natur aus wie man so Sachen sagt, kann das uebersetzt ins Englische unfreundlich sein, wobei man es ansich nicht so meinte.
War das verstaendlich ?